Aufruf zur Mitarbeit

Bestandserfassung des Gartenrotschwanzes (Phoenicurus phoenicurus) in Thüringen

Wie bereits auf dem Kartierertreffen in Mühlberg im November 2010 angekündigt, soll 2011 versucht werden, die Brutbestände des Gartenrotschwanzes in Thüringen zumindest auf größeren Teilflächen zu ermitteln. Der Gartenrotschwanz kann als klassische mittelhäufige Art gelten, die einerseits zu selten ist, um in den 100ha-Flächen des MhB sinnvoll erfasst zu werden. Andererseits ist die Art zu häufig, um sie flächendeckend zu erfassen, da die besiedelten Lebensräume eine große Fläche einnehmen.

Informationen zur Art

Der Gartenrotschwanz ist vom NABU zum Vogel des Jahres 2011 gewählt worden. Regional unterschiedlich ist er in vielen Teilen Deutschlands selten geworden und steht stellvertretend für die Gruppe der Höhlen- und Halbhöhlenbrüter der Halboffenlandschaft. Einerseits besiedelt er ursprüngliche Habitate wie lichte und trockene Laubwälder, Lichtungen oder Waldränder, und ist dabei stark an alten Baumbestand gebunden. Andererseits ist er auch als Kulturfolger in Siedlungsnähe anzutreffen, so in Parkanlagen, Villenvierteln oder Gartenstädten sowie Dorfrändern und Obstgärten bzw. Obstwiesen mit lockerem und altem Baumbestand. Für Streuobstwiesen gilt er als Charakterart, auch in vielen Gärten kommt er vor, hier oft unterstützt durch Nistkästen.

In Thüringen wurde bei der ADEBAR-Erfassung 2005-2009 ein Bestand von 3000 - 3500 Bp ermittelt. Das ist mehr als vorher vermutet, und kann auf vorherige Erfassungslücken aber auch auf eine leichte (z.T. lokal begrenzte) Bestandserholung hinweisen. Die Verteilung im Land ist heterogen, regional kann er recht häufig sein, anderswo ist er eher selten und dort ggf. schwer zu finden. Die Art kommt im April aus den Überwinterungsgebieten, relativ schnell können bereits Reviere besetzt werden. Da aber mindestens bis Ende April noch mit starkem Durchzug gerechnet werden muss, können erst Reviere ab Mitte Mai gezählt werden. Auch im Mai treten noch vereinzelte Durchzügler auf. Daher ist es sinnvoll, das Revier Anfang Juni nochmals zu bestätigen, wenn nicht durch Nestbau, Fütterung etc. ein Brutnachweis bereits im Mai erbracht wurde. Das Revier eines Gartenrotschwanzes umfasst etwa 1 Hektar (mittlere Reviergröße). In Regionen mit guten bis sehr guten Habitatqualitäten verteilen sich durchschnittlich zwei bis sechs Reviere auf 10 Hektar.

Erfassungsmethode

Die Bestandserfassung orientiert sich methodisch an den Richtlinien des Vogelmonitorings in Deutschland. Dabei werden sowohl die artspezifischen Ansätze aus dem Methodenhandbuch (Südbeck et al. 2005) als auch die allgemeinen Vorgaben zur Erfassung seltener/mittelhäufiger Arten berücksichtigt. Sie sind identisch mit dem bundesweiten Aufruf des NABU, der die Methode in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) entwickelt hat. Die Methode beruht im Wesentlichen auf einer dreimaligen Kontrolle einer selbst gewählten Probefläche und anschließender Bildung von Revieren.

Die zu erfassende Probefläche soll ein oder mehrere Viertel (Quadranten) einer Topographischen Karte im Maßstab 1:25.000 (TK 25) umfassen. Aufgrund des frühmorgendlichen Gesangsbeginnes sollten geeignete Untersuchungsräume in der näheren Umgebung des Wohnortes aufgesucht werden. Im Idealfall wird eine Fläche ausgewählt, die bereits zur Atlas-Erfassung bearbeitet wurde. Die Kartierung kann auch von mehreren Personen vorgenommen und anschließend zusammengefasst werden. Zu empfehlen ist eine Abstimmung mit der jeweiligen Regionalgruppe auf Kreis- bzw. Lokalebene. In jedem Fall hat eine formlose Meldung vor der Saison (spätestens bis Ende April) an den Koordinator zu erfolgen, damit Doppelerfassungen vermieden werden.
Innerhalb des Gebietes können folgende Bereiche im Vorfeld ausgeklammert werden: Dichte, geschlossene Waldgebiete und die leer geräumte Feldflur ohne jegliche Gehölzstrukturen. In allen übrigen, meist halboffenen Landschaften wird auf der Karte eine bestimmte Wegstrecke festgelegt, die das Untersuchungsgebiet möglichst umfassend abdeckt. Da der Gesang des Gartenrotschwanzes nicht besonders weit zu hören ist, lässt sich entlang der Wegstrecke ein Zählstreifen von nur etwa 200 bis max. 300 m Breite abdecken. Die Länge einer Tageszählstrecke wird je nach Landschaftstyp ca. 4 bis 8 km betragen. Längere Zählstrecken sollten bei Bedarf auf mehrere Kontrollgänge verteilt werden.

Jede Zählstrecke soll dreimal begangen werden. Die Zuverlässigkeit der Daten wird dadurch erhöht und vor allem standardisiert. Die 3 Begehungen sind in folgenden Zeiträumen durchzuführen:

1. Termin: Anfang Mai (1.-10.5.) / Gesang, Balz, Nestbau
2. Termin: Mitte Mai (11.-20.5.) / Gesang, Balz, Nestbau
3. Termin: Ende Mai bis Mitte Juni (21.5.-10.6.) / Gesang, fütternde Altvögel

Der Abstand zwischen 2 Terminen sollte mind. 7 Tage betragen. Die kartierten Gartenrotschwänze sind im Gelände mit der Wegstrecke in eine Kopie der TK-25 einzutragen. Bei Bedarf können Karten an der VSW (Abschnitt 7) angefordert werden. Idealerweise verwenden Sie für die drei Kontrollgänge getrennte Farben. Die Vögel rufen besonders intensiv in den frühen Morgenstunden, im April und Mai weit vor Sonnenaufgang. Die günstigste Tageszeit zur Erfassung beginnt etwa zwei Stunden vor Sonnenaufgang und endet etwa drei Stunden nach Sonnenaufgang. Beim 3. Erfassungstermin genügt ein etwas späterer Beginn. Zu beachten sind v.a. gleichzeitig singende Männchen, dies sollte in der Karte gekennzeichnet werden.

Datenauswertung

Nach den Eintragungen der Beobachtungen wird aus den drei Zählstrecken die Zahl der sicheren oder wahrscheinlichen Reviere bestimmt.

Als Revier bzw. Brutverdacht gelten:

  • Zweimalige Beobachtung eines singenden Männchens oder eines Pärchens, z.B. balzend
  • Einmalige Beobachtung eines singenden Männchens sowie die weitere Feststellung eines Altvogels im Abstand von mindestens einer Woche
  • Intensiv warnende Altvögel

Als Brutnachweis gelten:

  • Fütternde Altvögel
  • Familie mit gerade flüggen Jungvögeln

Die Meldungen können postalisch oder per Email erfolgen, spätestens zum Ende der Brutsaison (also Ende September).

Koordinator

Stefan Frick
Neuerbe 26
99084 Erfurt

Tel: 0361/6436242
stefan-frick@gmx.net